#37 Abschied in Würde – Wenn das Haustier gehen muss
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir über eines der schwersten Themen für jeden Tierbesitzer: das Einschläfern eines geliebten Tieres. Ist das für Tierärzte Routine oder geht auch ihnen das ans Herz? Und sollten Tierhalter in diesem Moment immer dabei sein?
Laura Nowak spricht mit Tierarzt DocStefan und Vet-Concept Geschäftsführer Sebastian Schlatter über persönliche Erfahrungen, den richtigen Zeitpunkt und den würdevollen Abschied.
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00:00:03:
00:00:09: Ja, schön, dass ihr auf diese Folge geklickt habt, die vielleicht... Die traurigste Folge, die wir haben, aber es ist eine ganz wichtige, weil es nämlich so viele Tierbesitzer betrifft und weil man vielleicht doch was mitnehmen kann.
00:00:21: Rat, ein Tipp, falsches.
00:00:23: Und wir hoffen es natürlich nicht bei euch mal der Fall sein sollte.
00:00:26: Ich bin Laura Nowak, bei mir der Mann, der jeden Tag bei der Arbeit mit einem Wau begrüßt wird.
00:00:31: Tja, Stockstephan, hi.
00:00:33: Hallo, moin.
00:00:33: Wettkonzept-Geschäftsführer Sebastian Schlatter natürlich auch da.
00:00:37: Hallo zusammen.
00:00:38: Und ja, wir sprechen heute über das Thema Einschläfern.
00:00:42: Sebastian, du hast schon ganz kurz anklingen lassen.
00:00:44: Kannst du dich erinnern, wie oft du das schon mitmachen musstest in deinem Leben?
00:00:48: Und bei welchen Tieren?
00:00:50: Es war schon sehr viel.
00:00:51: Das liegt halt auch daran, dass wir viele Tiere aufnehmen, denen es per se schon nicht so gut geht, die aus dem Tierschutz kommen, die aus dem Tier heim kommen, die keiner mehr haben möchte.
00:01:00: Das heißt, die können dann so die letzten Jahre noch bei uns verbringen, werden ein bisschen aufgepäppelt, so gut, dass es geht, werden in die Familie integriert mit den anderen Tieren.
00:01:10: Und dann kommt das natürlich sehr oft vor, dass man sich auch irgendwann von dem Tier verabschieden muss.
00:01:14: Jetzt sind wir natürlich in der glücklichen Lage, dass wir als gute Bekannte hier Ärztin haben, die dann auch immer zu unser Hause kommt.
00:01:23: Das heißt, wir können das sehr familiär machen, wird dann eingeschlefert, ist eine sehr emotionale Sache, kann aber in der Summe der Dinge auch eine sehr schöne Sache sein, je nachdem, wie es man halt, wie man vorgeht.
00:01:34: Und ... Wir haben selber drei Kinder, die sind damit auch groß geworden.
00:01:39: Also ich würde jetzt mal sagen, also einmal im Jahr schläfern wir mit Sicherheit ein Tier ein.
00:01:45: Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es eine Routine geworden ist, aber es ist etwas, was zum Leben dazugehört.
00:01:49: Und für die Kinder, die sind damit groß geworden, die kennen das.
00:01:54: Nach wie vor ist es emotional, aber es ist ein wichtiger Teil.
00:01:58: Also ihr macht das eigentlich generell meist zu Hause?
00:02:02: Ja, so gut es geht.
00:02:03: Wir haben auch schon Tiere verloren, die in der Klinik waren und wo es dann hieß, sorry, wir können leider nichts mehr tun.
00:02:10: Dann findet es natürlich in der Klinik statt.
00:02:12: Aber wenn es jetzt wirklich so ist, dass es altersbedingt ist, dann bei uns zu Hause, ja.
00:02:18: Also ich finde das erst mal unglaublich bewundernswert,
00:02:21: dass
00:02:22: ihr ja bewusst immer wieder Tiere aufnehmt mit dem Wissen dahinter, dass es vielleicht da bald auch wieder ein Thema sein wird.
00:02:33: Und ich persönlich bin da nämlich... Ich bin da sehr ängstlich beziehungsweise... in diesen Schmerz jedes Mal reinzugehen, bewusst.
00:02:44: Und ich kann mir schon vorstellen, dass man auch sagen kann, nee, ich nehme ganz bewusst kein altes Tier, weil ich kann das nicht.
00:02:51: Und dass ihr das immer wieder macht, ist unglaublich bewundernswert.
00:02:53: Und vielleicht die Freude sogar größer ist, dem Tier eben noch eine schöne Zeit zu schenken und das in Kauf zu nehmen.
00:03:01: Ja, ich glaube, man muss da ein bisschen den Blickwinkel ändern.
00:03:04: Wenn man es von der anderen Perspektive sieht, dass man dem Tier, was ja schon seit Jahren im Tierheim ist und einfach keiner haben möchte oder im schlimmsten Fall einfach abgegeben worden ist, weil es halt zu kompliziert ist oder zu krank ist.
00:03:15: Wenn du das von der ganz anderen Seite siehst, ermöglicht du dem Tier einfach noch das Beste, was es verdient.
00:03:20: Ja,
00:03:21: und das ist sehr selbstlos.
00:03:22: Genau.
00:03:23: Also das ist, das ist wahnsinnig toll, dass ihr das macht.
00:03:28: Gibt es denn Momente auch, Dr.
00:03:29: Stefan, bei dir, an die ihr euch immer erinnern werdet, bestimmte Tage?
00:03:35: Ja, also mein Emotionalster im Moment war natürlich auf Ibiza meine Faye eingeschlefert, ab bei mir im eigenen Arm.
00:03:41: Und ich hatte das auch versprochen.
00:03:43: Ich war ganz allein und hab das dann gemacht.
00:03:45: Das ist natürlich ein sehr, sehr trauriger und emotionaler Moment gewesen.
00:03:48: Und ich muss auch dazu sagen, ich hab früher gedacht als Berufsanfänger, naja, das Einstiefern gehört dazu, das wird je länger man, je häufiger man das macht, umso einfacher wird es.
00:03:55: Genau das Gegenteil ist aber passiert.
00:03:57: Also es ist immer so, man hat über die Jahre auch immer emotionale, sag mal, Aspekt, die damit reinspielen und das fällt einem... letztendlich stand doch immer noch wieder ein bisschen schwer, die letzten, sagen wir so, die letzte Injektion dann zu setzen.
00:04:10: Also ist schon so.
00:04:11: Also berührt ich das dann auch jedes Mal wieder aufs Neue, wenn dann der Besitzer daneben steht und...
00:04:16: Auf alle Fälle, wie man sieht, der Hund kommt rein, der ist noch so halbwegs fit und wacht, das kommt ja auch vor, er guckt einen an und dann setzt man im Grunde eine Narkose und man sieht, der Hund sagt in sich zusammen und schläft dann ein.
00:04:28: Und dann weiß man, man setzt dann die letzte Injektion und jetzt ist Feierabend.
00:04:32: Da muss man schon mit klarkommen.
00:04:33: Das ist nicht ganz einfach.
00:04:35: Ich meine, es ist natürlich auch in vielen Fällen eine Situation, die viel Leiden erspart.
00:04:40: Das ist sicherlich richtig.
00:04:42: Aber nichtsdestotrotz bleibt die Tätigkeit an sich.
00:04:45: doch eine der schlimmsten Arbeiten, die man sich als Tierarzt machen kann.
00:04:48: Ich hätte es fast gar nicht gedacht.
00:04:50: Ich dachte wirklich, dass das bei euch mittlerweile Routine ist und dass ihr euch davon auch abgrenzen müsst.
00:04:57: um eben nicht immer wieder runtergezogen.
00:04:59: Nee, das nimmt einen Schwung ganz schön mit.
00:05:02: Man kennt ja auch in vielen Fällen noch die Geschichte hinter diesem Tier, wenn man die jahrelang betreut hat.
00:05:06: Und dann fällt es einem natürlich noch schwer.
00:05:08: Oder stellt ihr vor, man hat einen Patienten, der auch in Ähnlichkeiten hat mit dem eigenen Hund oder wie auch immer, oder mit der Geschichte.
00:05:14: Das sind dann wirklich Komponenten, die einen schon ein bisschen runterziehen und die kann man nicht einfach ... Ja, okay, Spritz rein, ja, Hund ist tot, ab und gut dafür.
00:05:23: Das geht nicht, das nimmt einen schon ein bisschen mit.
00:05:25: entscheiden sich eigentlich, die meisten Besitzer dabei zu sein oder vorher rauszugehen?
00:05:29: Das ist unterschiedlich.
00:05:30: Das muss man mit den Leuten besprechen.
00:05:32: Viele sagen, wir gehen auch den letzten Schritt zusammen.
00:05:35: Es gibt aber auch welche, die sagen, ich kann das nicht sehen.
00:05:38: Und dann empfehle ich immer, ich gebe ja meistens erst eine Narkose.
00:05:41: Wenn das Tier dann schläft, dann gehen die dann raus.
00:05:44: Ich finde, da kann man auch keinem einen Vorwurf machen oder auch keinem der Entscheidung abnehmen.
00:05:47: Das muss jeder Besitzer für sich selbst entscheiden.
00:05:50: Und die Entscheidung sollte auch dabei mit dem Besitzer bleiben.
00:05:52: Das heißt, du hättest jetzt gar keine Empfehlungen.
00:05:54: Ich wollte mich als nächstes fragen, was empfiehlst du?
00:05:56: Nein,
00:05:56: ich kann das nicht empfehlen.
00:05:59: Man muss auch davon ausgehen, dass die Situation, wenn sie eintritt, sehr speziell ist.
00:06:04: Und dass viele vielleicht auch gesagt haben, wenn ich meinen Hund oder ein Schläfer, dann bleibe ich auf alle Fälle dabei.
00:06:08: Sie sind aber in der Situation, wenn es dann soweit ist, dann laufen die Tränen runter und sagen, ich kann nicht, ich kann nicht, ich muss rausgehen.
00:06:14: Und das muss man einfach respektieren und dann muss man auch darauf eingehen auf die Wünschnisbesitzer, gerade in dem Moment.
00:06:19: Du hast gerade kurz angesprochen, erst mal gibt es wie so eine Narkose, dann schläft das Tier und erst dann gibt es die nächste Spritze.
00:06:27: Das heißt, kann man vielleicht sagen, wenn es jemand schafft, dann sollte man das Tier bis zu dieser Narkose begleiten.
00:06:34: Ich habe mal gelesen, dass man wirklich alles für sein Tier ist und egal wie schwer es einem fällt, dass das Tier ... dabei nie allein sein soll?
00:06:42: Ja, da kann ich da jetzt mal drauf zurückkommen, was du gesagt hast mit einem Empfehlung.
00:06:45: Vielleicht kann man, oder ist das eine Empfehlung?
00:06:48: Das mache ich auch, dass ich sage, okay, wir geben ja jetzt dem Tier jetzt die Narkose, weil das haben die ja vielleicht schon ein paar Mal mitgemacht.
00:06:53: Und wenn das Tier dann eingeschlafen ist, dann können sie immer noch entscheiden, ob sie letzten Endes dann dabei bleiben oder nicht.
00:06:59: Was passiert eigentlich beim Einschlefern?
00:07:01: Also ist das für das Tier wirklich friedlich?
00:07:04: Ja, ich hab da so, dass es friedlich ist.
00:07:07: Die Tiere befinden sich ja in meinem Zustand der vollen Narkose.
00:07:10: Und dann sind die ja praktisch im operationsfähigen Zustand.
00:07:13: Das heißt, die merken nichts mehr.
00:07:15: Wieder schmerzlich noch, sagen wir auch noch, von der Füße oder von der Psyche her.
00:07:20: Und dann erfolgt ihr mal die letzte Injektion.
00:07:22: Davon kriegen sie mal nichts mehr mit.
00:07:23: Es ist ja eine Injektion von einem Narkotikum in einer Überdosis.
00:07:27: Das kriegen die ja nicht mehr mit.
00:07:29: Kann man sich irgendwie, Sebastian, habt ihr euch irgendwie darauf vorbereitet jedes Mal?
00:07:33: Hattet ihr ein bestimmtes Ritual oder?
00:07:36: Du hast gesagt, fast einmal im Jahr, auch mit den drei Kindern, die dann immer dabei waren?
00:07:42: Ritual kann man so nicht sagen.
00:07:43: Ich glaube, man darf jetzt auch, gerade wenn die Kinder erwähnt sind, nicht irgendwie so einen Zwang walten lassen, sondern es soll freiwillig sein, die Kinder sollen nicht gezogen werden, dem beizupflichten.
00:07:54: Und es hat sich über die Jahre gezeigt, dass es halt einfach dazu gehört und dass auch die Kinder damit ganz gut umgehen können.
00:08:00: Nicht, dass sie trotz ist, eine traurige Situation.
00:08:02: Wir weinen auch alle und ... Ja, aber Ritual machen wir da jetzt nicht draus, nein.
00:08:07: Kann man sich irgendwie vorbereiten, Stefan?
00:08:10: Also wenn man ein Hund hat oder eine Katze, sagen wir generell ein Tier hat, was immer über längere Zeitung schon krank ist, dann kann man sich schon über das Prozedere so ein bisschen unterhalten, was eventuell dann auf die Besetzer zukommt, wenn die Reise dem Ende entgegengeht.
00:08:23: kommt natürlich ganz plötzlich von Ertog von einer Sekunde zur nächsten, wo die Entscheidung getroffen werden muss.
00:08:28: Und dann wird es natürlich etwas schwieriger.
00:08:29: Da kann man die nicht mehr dementsprechend vorbereiten.
00:08:32: Aber es ist im Grunde genommen immer nie der richtige Zeitpunkt.
00:08:37: Und vor allem ist es auch sehr schwierig, auch dann die richtigen Worte zu finden mit dem Besitzer.
00:08:42: Es ist einfach auf Deutsch gesagt einfach eine beschissene Situation.
00:08:44: Entschuldigung, dass ich so krass ausdrücke.
00:08:46: Aber ich drücke das auch vor dem Besitzer so aus, damit die auch merken.
00:08:49: Okay, wie es ist.
00:08:50: Und ich erzähle auch dann meine eigene Erfahrung, die ich mitgemacht habe oder wie ich das gesehen habe.
00:08:56: Und vielleicht eine ganz wichtige Sache, die ich dem Besitzer noch mitgebe.
00:09:00: dass ich sage, für das Tier ist es jetzt auf alle Fälle eine Erlösung und für den Besitzer wird es nach zwei, drei Tagen, das weiß ich aus eigener Erfahrung, auch eine Erleichterung sein.
00:09:08: Das werden die spüren.
00:09:09: Natürlich nicht, wenn sie jetzt vor dem Berg stehen, aber wenn das dann passiert ist und nach zwei, drei Tagen, ich habe auch oft kriege ich auch Rückmeldungen und sagen, ja, es ist genauso eingetreten, wie Sie es gesagt haben.
00:09:18: Und dann fühlen sie sich auch ganz wohl und so kann man vielleicht auch den Besitzer ein bisschen damit begleiten.
00:09:23: Aber wie gesagt, die Situation ist einfach... Ja, ist einfach blöd.
00:09:27: Und für viele wirklich jahrelang, ne?
00:09:29: Also das ist ganz, ganz schwer für viele.
00:09:33: Sebastian, weitere Frage noch kurz.
00:09:35: Wie sind denn deine anderen Tiere dort?
00:09:36: Ist ja immer sehr viele damit umgegangen, wenn das woanders stattgefunden hat oder wenn das bei euch zu Hause stattgefunden hat, wenn sie ihren Freund entweder gehen lassen mussten oder wenn er gar nicht mehr nach Hause kam.
00:09:48: Hat man das gemerkt?
00:09:49: Ja, das ist eine spannende Frage.
00:09:50: Da hatten wir auch uns Gedanken gemacht, tatsächlich so wie in den Anfangszeiten.
00:09:55: Ob die jetzt so trauern, kann ich jetzt nicht wirklich sagen.
00:09:58: Es ist nur ein bisschen komisch in dem Moment.
00:10:01: Ich hab das Gefühl, die riechen oder die fühlen das, dass es so weit ist, dass jetzt einer der Kumpels, sag ich mal, gehen muss.
00:10:09: Also da ist das schon relativ ruhig bei uns zu Hause.
00:10:12: Und er wird aber auch in Ruhe gelassen, derjenige, den es betrifft.
00:10:16: Und dann ist er halt irgendwann nicht mehr da.
00:10:19: Dann würde ich fast sagen, ist es auch noch relativ bedrückend ruhig.
00:10:24: Nach einem Tag ist das alles wieder ganz normal.
00:10:27: Gibt es da einen Tipp, was man machen kann?
00:10:29: Weißt du als Tierarzt, wie Tiere mit diesem Verlust umgehen?
00:10:34: Das kann ich gar nicht sagen.
00:10:36: Es werden unterschiedliche ... Geschichten ja auch berichtet, sodass die Hunde, dass sie sich verabschieden oder dass auch der Hund, den es betrifft letztendlich, so das Tier, was sich betrifft, sich vorher zurückzieht und dann, dass die auch gar keinen Kontakt mehr da ist, dass Hunde oder auch Partnertiere noch Wochen oder Monate lang nicht richtig fressen wollen oder auch so richtig so ein bisschen trauern.
00:10:56: Das reagiert, glaube ich, jedes Individuum, in dem Sinne, als das vierbeinige Individuum unterschiedlich.
00:11:02: Wow!
00:11:03: Oh, das war eine wichtige Folge, eine schwere Folge.
00:11:06: Absolut, eine
00:11:06: schwere Folge, ja.
00:11:07: Ja, absolut.
00:11:08: Aber ich kann zu sagen, es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und ich hoffe, ihr konntet was mitnehmen oder vielleicht auch so ein paar tristende Worte, wenn man hört, dass das Tier dann doch wirklich fest schläft.
00:11:23: Es muss jeder individuell für sich entscheiden, sagst du, und jede Reise ist auch individuell.
00:11:28: Und ja, wir freuen uns, dass ihr euch das angehört habt.
00:11:31: Und wir freuen uns natürlich auch auf die nächste Folge, die dann hoffentlich wieder etwas Positiver ist.
00:11:36: Vielen Dank.
00:11:37: Ciao.
00:11:48: Tschüss.
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